2011-01-12

Das mit der Einsamkeit.

(nur so eine ungeordnete Problembetrachtung zu späten Stunden.) 
 

"Dann denkt man und das ist dumm und dann ist man auch schon typisch pathetisch am rumheulen, weil man....(...) - weil es doch kaum sein kann, dass man diese Einsamkeit so sehr verinnerlicht hat, dass man jetzt nicht da raus kann.
Aber es ist so.
Ich meine, ich rede mit M. Und statt hier zu liegen und möglichst leise zu heulen, könnte ich nach nebenan gehen und sagen, dass ich nicht klar komme. Ich könnte [Menschen] ANRUFEN, statt nur über irgendwelche Chats lustige Nachrichten zu schreiben und [erbärmlich] stundenlang auf ne Antwort zu warten. Ich könnte dich anrufen(...). Ich könnte sogar meine Mutter anrufen.
Aber ich machs nicht, the fuck knows why."
 

Also:
Ich beklage mich nicht, weil die anderen doch auch Probleme haben. Genug. Und meine eigenen sind... naja, ich lebe. Ich hab noch nie versucht mich umzubringen. Bitte, kann man sich beklagen? Bloß weils weh tut und hin und wieder fast die Luft wegbleibt. Wer kennt das nicht?

Ich verurteile mich so sehr selbst für mein Pathos, dass ich meinen [akuten] Schmerz anderen gar nicht aufdrängen will. Ich kann zwar sachlich erklären, was mir so zu schaffen macht. Aber wirklich anderen zeigen, dass und wie sehr es weh tut? Live, stereo und in Farbe? Da komme ich mir dumm vor. Ich kann nicht losgehen und sagen: "Hör mir bitte zu, ich heule jetzt gerade und es geht mir scheiße, ich brauch nur irgendwen zum Reden." Dabei wäre ich so gut wie jederzeit bereit, einem anderen zuzuhören. Warum habe ich nicht im Hinterkopf, dass ich dieses Bedürfnis genauso bei anderen anmelden kann? Und dass es vor allem Menschen gibt, die bereit sind, das zu geben - weil sie mich mögen, zum Beispiel? Menschen, die es vielleicht sogar verletzt, wenn ich mich ihnen nicht anvertraue - weil diese Vertrauensbasis doch eigentlich da ist, ich sie aber nicht nutze? 

Ich kann über alles, was weh tut, reden - solange es nicht akut weh tut.
Wenn der Schmerz akut da ist, igel ich mich ein. Verkrieche mich. Verstecke meine Wunden, damit das Rudel nicht denkt, ich sei zu schwach und müsste ausgestoßen werden, um den andern nicht zur Last zu fallen. Pathetischer Vergleich? Ja. I don't care.
(Das ist doch das Problem. Das Rudel verstößt die Leider. Oder mag sie zumindest weniger. Will man weniger gemocht werden? Nein. Verkneift man sich deshalb Sachen? Ja. Auch Sachen, die eigentlich okay sind, bei denen man aber irgendwie gelernt hat, dass man das lieber mit sich selbst klären soll? Ja.) (Darauf geh ich wannanders ein. Glaube ich. Kindheitskacke. Nicht mehr heute abend.)(Kein Vertrauen, dass die anderen trotzdem bleiben, aus Sympathie/Liebe, egal wie sehr man nervt. Aha.)


Wenn ich immer nur vermeide, das, was mein innerer Zyniker für Pathos hält, andern anzuvertrauen, komme ich nicht raus. Und bleib hocken in meinem Loch, in meinem "geh weg, ich hab kein Problem!"-Schneckenhaus.
Wenn ich immer nur verachte, was mein innerer Zyniker für Pathos hält, kann ich mir Gefühle gleich sparen. Weil mein innerer Zyniker immer mit verschränkten Armen da steht und verächtlich hinschmeißt, dass Gefühle was für Pussies sind. Er hält nie die Klappe, dieser dumme Hurensohn.

Ich heule nicht vor anderen, weil -  ich es einfach nicht mache.

Eigentlich will ich nicht so getrennt von mir selbst sein. Ich will nicht, dass es in mir einen Teil gibt, der leidet und den anderen, der ihn dafür auslacht und als "Pussy, Memme, Pathoskönigin, wehleidiger Hypochonder" beschimpft. Ich will nicht so getrennt in mir sein, ich will mich nicht so kränken, ich will mich nicht so verspotten, ich will aufhören zu relativieren. Weil das in mir weh tun darf. Das ist der ganz normale Lebensschmerz - aber eben auch mehr. Weils meins ist. ICH steck da drin.

Und ich hab alles Recht der Welt, daran zu leiden, so viel wie mir gut tut, soviel wie ich brauche. Das muss so.

3 Kommentare:

  1. Du hast alles recht und Du bist auch wichtig genug Dein bedürfnis bei anderen anzumelden.

    nur leider ist das rudel nicht immer so zuhörbereit wie Du es wärest. aber einige wenige gibt es bestimmt. und Du wirst sie finden.

    <3

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  2. danke, dass du das geschrieben hast!

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  3. glitzerzuasche18.09.2012, 02:30:00

    Das hier! Genau das hier. Nur, dass mein Rudel gerade tatsächlich nichts mehr mir zu geben hat. Welch Ironie, habe ich es doch gerade erst gefunden.

    Doch wer verständnisvolle Freund_innen braucht, muss damit rechnen, dass sie die meiste Zeit selber zu kaputt sind, um dir zu helfen. Dafür kann man Therapie-Erfahrungen austauschen.

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Wir alle dürfen reden, ohne das es irgendwen interessieren muss und ja, du hier auch.