Heute war anstrengend, heute war sehr anstrengend. Ich schlief nachts spät, irgendwann nach 4 Uhr, ein und insgesamt sehr schlecht, kann mich erinnern, über Nacht mehrere Uhrzeiten auf meinem Wecker gesehen zu haben. Und ich träumte komplette Scheiße. Ein TARDISartiger Meerschweinchenkäfig und ich erkläre meiner Mutter "it's bigger on the inside", das ist für so einen Meerschweinchenkäfig natürlich verdammt praktisch. Als ich letztendlich aufwachte, um 8, hatte ich eine Stunde länger "geschlafen" als geplant und war spät dran. Da war es sehr uncool in den Spiegel zu gucken und wie eine Leiche zu gucken und schon allein wegen den verschwollenen Augen fast zu heulen. Aber hey, nach etwa einer Viertelstunde sah ich schon nur noch wie "mittelprächtig reanimiert" aus, also lieber nur noch mit Sonnenbrille in den Spiegel gucken, in meinem Kopf rumwitzeln und losgehen.
Auf dem Weg zur Grundschule, im Bus. Mein Handy erinnerte mich daran, dass heute Madonnas Geburtstag ist/war, der 53., wenn ich mich recht entsinne. Kurz danach sah ich eine sehr anorektisch aussehende Joggerin. Sie war ganz mager und sehnig. So wie Madonna. Das hat mich kurz amüsiert, auf eine tragische, zynische und etwas resignierte Art und Weise. Erschreckend, sowas.
Später, immer noch im Bus, habe ich weiter vor mich hingedacht. Ich weiß noch genau, wo ich langgefahren bin während dieser Situation. Irgendwann war da eine Straße, die Metzer Straße hieß. Für einen Moment las ich "Metzler Straße". Und so kam es, dass ich an Jakob von Metzler dachte, das passiert mir hin und wieder. Jakob von Metzler wurde am 17. April 1991 geboren, ich am 8. Mai desselben Jahres. Nicht ganz ein Monat Unterschied. Jakob von Metzlers Eltern dachten ebenso wie meine Eltern auch, sie hätten ein Kind mit einer Zukunft bekommen. Sie dachten natürlich, dass dieses Kind sie zu Grabe tragen würde und nicht andersrum. Niemand glaubt, dass er sein Kind zu Grabe tragen muss, bis während der Schwangerschaft irgendwelche Probleme festgestellt werden. Ist das nicht der Fall, glaubt natürlich niemand, dass ausgerechnet sein/ihr gesund geborenes Kind nicht lange leben, sondern entführt und ermordet wird. Dass es einen eigenen Wikipedia-Artikel haben wird, in dem der Name seines Mörders verlinkt ist. Und dass der Name des Mörders ausgerechnet Magnus Gäfgen ist, Gäfgen, wie ein hässliches Kläffen, und dass dieser Mensch auf Bildern so aussieht, dass ich das Gefühl dazu nicht richtig benennen kann, beziehungsweise das hier gar nicht will, weil es nicht nett ist, Menschen als "eklig" zu bezeichnen. Und dass der Wikipedia-Artikel des Mörders länger ist als der des Opfers. Und dass darin unter anderem steht, dass der Mörder mit der Entführung seinen aufwendigen Lebensstil finanzieren wollte. Der gemeine Leser fühlt sich ganz besonders abgestoßen.
Wo ich dann im Bus gedanklich gerade bei ermordeten Kindern und ihren Familien war, dachte ich an Mirco, der kleine Junge, der dieses Jahr von einem 45-jährigen Familienvater ermordet wurde. Mirco kam aus einer christlichen Familie. Und nachdem Mirco gefunden und der Mörder gefasst wurde, hat seine Familie dem Mörder vergeben. Ziemlich schnell. Christliche Familien machen das so. Ist jedenfalls mein Eindruck. Zynisch, ich weiß. Aber ich komme ja selbst aus der christlichen Szene. Und immer, wenn ich das höre/lese/mitkriege, wie eine christliche Familie oder irgendein Christ dem Mörder seines Kindes/sonstigem Verwandten - wie gesagt, das kommt öfter vor - vergibt, will ich kotzen. Ein Aspekt ist sicher, dass ich selbst Schwierigkeiten habe mit Vergebung. Ein anderer Aspekt ist, dass ich den Menschen das einfach nicht wirklich abnehme. "Hey, du hast mein Kind ermordet, das ist blöd, aber ach komm, ich vergebe dir." Sorry, I'm not buying this. Und ich habe einfach generell die Sorge, dass da Dinge zu kurz kommen. Dass diese Menschen nicht wütend oder werden, sondern sich diese Wut verkneifen, weil sie glauben, es sei falsch, wenn sie den Mörder am liebsten umbringen wollen würden. Dass man sich gegenseitig überzeugt, dass man dem Mörder vergeben möchte, denn "was würde Jesus tun?" Ernsthaft? Das würde mich in dem Moment nicht die Bohne interessieren, außer wenn Jesus mein totes Kind wieder zum Leben erwecken würde.
Ich kenn doch diese komische Gehirnwelt. Wir müssen vergeben, Jesus würde das wollen. Nein, ich muss gar nichts, jedenfalls nicht sofort. Und Jesus nimmt's mir nicht übel, wenn ich erstmal noch ein paar Jahre nicht mit dem Verlust klarkomme.
Überhaupt: What's the point? Liebe Christenheit, denkt ihr, die anderen finden euch scheiße, also, mehr als ohnehin schon, wenn ihr Mördern nicht vergebt? Warum muss man nach nicht mal einem Monat kundtun, dass man dem Mörder übrigens vergeben hat? Das wirkt nicht cool und souverän und speziell christlich mitfühlend und nächstenliebend. Das hat einfach nur einen Beigeschmack von "bitte, sucht euch einen guten Therapeuten."
Ich habe seit heute morgen im Bus vor, die Gedanken dieses Tages, die für Tweets einfach etwas zu umfangreich waren, in einen Blogeintrag zu packen. Und jetzt ist das ein Blogpost über ermordete Kinder, hooray.
Ein tolles Happening des heutigen Tages war das mit Rasierklingen Klebereste von Fensterscheiben abkratzen. Jetzt sind meine Fingerkuppen etwas gefetzt und um meinen rechten Daumen und Zeigefinger sind fette Pflaster, die meine Motorik etwas einschränken. Toll. Originell. Sich mit links den Arsch abwischen ist ganz schön schwer.
Ich bin so müde. Vorhin habe ich tatsächlich Baldriantabletten gekauft, nachher werde ich welche nehmen. Das fühlt sich an wie ein Tiefpunkt. Weil… hallo. So sehr nicht einschlafen können, dass man irgendwelche Mittelchen nimmt. Aua. Vorhin telefonierte ich mit meiner Oma und klang so verdammt müde und leise wie nie. Das letzte Mal gut eingeschlafen bin ich am Sonntag Morgen um 7, volltrunken und etwas verheult. Das Sofa war scheiße unbequem, also schlief ich nicht gut, aber immerhin schlief ich gut ein. Ich möchte endlich mal wieder gut schlafen. Aber wenn ich mich abends in mein Bett lege, ist das kein Frieden und ich hab nicht dieses "mein Bett ist nett"-Gefühl, das sonst immer da ist, IMMER. Wo ist mein nettes Bettgefühl hin? Ich möchte nicht richtig darüber nachdenken, was für Gründe es für diese Entwicklung gibt. Vielleicht muss ich einfach endlich mein Zimmer aufräumen, in aufgeräumten Zimmern fühlt man sich wohler und schläft vielleicht auch wieder besser.
Ich bin ein ungeduldiger Mensch. Und dennoch scheine ich es nicht komisch zu finden, dass ich immer nur abwarte dass alles besser wird, alles endlich in Gang kommt, das Leben losgeht oder so.
"She ain't running / She's walking a little slow / And she ain't crying - she's just singing a little low" - Rickie Lee Jones
Ich habe diesen Text gelesen und ich mochte ihn. :)
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