Wenn ich nicht darüber nachdenke, wie traurig es ist, sich selbst gut zuzureden, sich zu beschwichtigen wie ein kleines Kind oder sich auch mal im Spiegel klar und mit Nachdruck ein "Nein! Nein Nein Nein!" entgegen zu halten, dann tut es auch nicht weh.
Wenn ich nicht darüber nachdenke, wie verzweifelt es ist, immer 5 Schritte vor und zurück zu laufen oder da zu sitzen und sich zu wiegen bis man ruhig wird, dann tut es auch nicht weh. Dann hilft es einfach nur.
Wenn ich nicht darüber nachdenke, dass es traurig ist, da zu sitzen und sich selbst festzuhalten, weil niemand da ist, dem ich das sonst zutraue - wenn ich nicht darüber nachdenke, diesen Gedanken nicht in meinem Kopf formuliere, nichtmal ein kleines bisschen - dann tut es auch nicht weh. Sondern hilft und beruhigt mich und sorgt dafür, dass ich mich nicht mehr ganz so alleine fühle.
Wenn ich nicht daran denke, dass es eigentlich so anders sein sollte und könnte, dann tut es auch nicht weh.
Wenn ich nicht daran denke, dass ich immer und immer und immer und immer und immer wieder so handle, wenn ich nicht daran denke, dass ich mir innen drin nicht einig bin, ob ich zu mir halten oder mich lieber fertig machen will, wenn ich nicht daran denke, dass manches in mir so sehr gegen mich ist, wenn ich nicht daran denke, dass es eben diese Teile sind, die mich so in der Hand haben und meinen, ich müsse das alleine schaffen, ich dürfe keine Hilfe erbitten, ich dürfe keine Schwäche zeigen - obwohl sie immer das Falsche als Schwäche brandmarken -
wenn ich das nicht denke und nicht sage und nicht formuliere und versuche, es nichtmal zu fühlen DANN TUT ES AUCH NICHT WEH.
Wenn ich nicht daran denke, dass ich diese Uneinigkeit über mich mit mir in mir herumschleppe und sie überall da ist und ich keine Ruhe finde, nichtmal zuhause, wenn ich nicht an die Uneinigkeit denke, kann ich sie fast ein bisschen vergessen und dann tut sie nicht so sehr weh.
Wenn ich nicht darüber nachdenke, dass ich das hier und all diese Dinge, die so sind, ins Internet schreibe und Leute es lesen und es ihnen am Arsch vorbei geht, tut's nicht weh.
Und wenn ich nicht darüber nachdenke, dass ich das hier ins Internet schreibe und Menschen das lesen und betroffen sind und sich wünschen, sie könnten helfen, dann tut's mir auch nicht weh und nicht leid und ich muss mich nicht schämen, weil ich andere traurig mache, indem ich nicht die Klappe halte. Obwohl auch das wieder falsch ist. Weil ich einfach sehen sollte, dass Menschen sich kümmern und helfen wollen. Ich sollte daraus Kraft und Mut oder irgendwie so etwas schöpfen, statt mich für meine Ehrlichkeit zu schämen.
Wenn ich über diese Dinge nicht nachdenke, machen sie mich gar nicht mal so traurig. Und das ist bei so vielen Dingen so. Denk nicht großartig drüber nach, dann tut's auch nicht weh.
Manchmal weiß ich nicht, warum ich überhaupt noch denke.
Wenn ich daran denke, was...
Nee, Genug gedacht.
Ich bin ein ungeduldiger Mensch. Und dennoch scheine ich es nicht komisch zu finden, dass ich immer nur abwarte dass alles besser wird, alles endlich in Gang kommt, das Leben losgeht oder so.
"She ain't running / She's walking a little slow / And she ain't crying - she's just singing a little low" - Rickie Lee Jones
falls Du irgendwann wieder mit dem denken anfängst aber über Deine gedanken anders denken willst, denke ich dass Dich dieses buch auf andere gedanken bringen könnte.
AntwortenLöschennicht die antwort auf alles, aber wirkt wunder.
friede mit Dir, marishiki.