2010-12-30

Ich glaube, einen Blog zu machen, war eine gute Idee.

Wirklich gut. Ich schreib hier Entwürfe über Sachen, die ich schon immer mal (irgendwem, bestimmten oder allen) erzählen oder erklären wollte, die nur leider so banal sind, dass man sie im alltäglichen Gespräch nicht erwähnt.

Endlich mal ein Ventil für dieses übergroße, etwas sehr nervige Kommunikationsbedürfnis. Und wen's nicht interessiert, der liest es nicht. Aber ich konnte es wenigstens irgendwo lassen.

Feine Sache, das.

2010-12-29

"Ich bin müde in meinem Kopf."

Das ist der Satz, über den ich in letzter Zeit (= seit Monaten) am meisten den Einstieg zu mir finde. Wenn ich mich entspanne und mich frage, wie's mir geht, dann kommt meist das: "Ich bin müde in meinem Kopf." Wenn ich irgendwann runterspringe von dem Gedankenkarussell, weil mir schwindelig ist und mein Magen weh tut, dann kommt das: "Ich bin müde in meinem Kopf."

Und ja, ich schlafe oft genug mit Sicherheit zu wenig - jetzt gerade nicht, weil ich Urlaub habe, aber dafür umso mehr, wenn ich arbeite. Aber das ist irgendwie noch mehr. Das alles, was da in meinem Kopf rumrennt - das macht mich müde. Ich versuche ja gar nicht immer, mitzurennen. Aber schon das Zugucken ist Erschöpfung. Denken, denken, denken. Und ich will gar nicht mehr mit. Nicht immer und nicht überall hin. Ich will, dass da oben einfach auch mal Pause ist.

So viele Ebenen zum Mitbedenken.
Hunderttausend Fragen, die man nicht stellen kann - obwohl ich doch schon mehr Ehrlichkeit, Transparenz, Authenzität in meinem Leben habe als manch anderer! Aber manche Fragen kannst du nicht stellen, wenn du Ehrlichkeit willst. Weil Ehrlichkeit und Sympathie irgendwann anfangen, sich alles um die Ohren zu hauen.

Und wenn du Leute bittest, ehrlich zu sein, weil sie dich mögen, können sie das manchmal nicht, weil sie dich mögen. Weil Sympathie manche Wahrheiten nicht übersteht. Liebe schafft das vielleicht, wer weiß. Aber Sympathie zieht den kürzeren, wenn man erstmal weit genug gegangen ist. Das ist scheiße, weil ich in meinem Kopf nicht aufhöre zu fragen.

Ich frage und frage und frage und frage und frage und frage und frage und

und ich könnte Leute fragen, aber dann würde ich sie in die Ecke drängen. Und ich würde Antworten bekommen, die ich gar nicht will. Denn ich habe ja Vorstellungen, welche Leute mir bitteschön was antworten sollen - das werden sie aber nicht tun, weil ich ja will, dass sie ehrlich sind. Und so würde das Fragen meine Einsamkeit nicht bessern, sondern verstärken. Und am Ende wären alle traurig, weil die einen zu viel gesagt und die anderen zu weit gefragt haben.

Ein bisschen habe ich Angst, dass aus dieser Müdigkeit irgendwann wieder mehr werden könnte, irgendwas Todessehnsüchtiges, das alte Monster. Momentan sieht es nicht danach aus. Aber manchmal will ich so sehr meine Ruhe haben. Von allem und allen und vor allem von mir.
                                                                                                                                              
Und ja, das hier ist nur irgendein "raus aus meinem Kopf und irgendwo anders hin damit, aber raus aus meinem Kopf!"-Zusammenschrieb. Und ja, ich kenne Leute, die bei so etwas denken "komm mal klar, mach dir keinen Kopf" und ich kenne Leute, die bei so etwas denken "da bist du erst? warte mal, bis du weiter kommst!" - es ist mir egal. Es ist mein Kopf, der platzt, MEINER. Es sind meine Gedanken, in denen kein Platz mehr ist für eure Gedanken. Es ist meine Meinung, die Atemnot hat, weil eure Meinungen unbedingt alle mit auf die Party wollen.

Ich mag nicht mehr. Ich mag nicht mehr vorrausdenken. Ich mag nicht mehr überanalysieren, jetzt gerade nicht und auch sonst oft genug nicht. "Ja" zu den geliebten Gedankenwelten, "ja" zum geliebten, verkuschelten WasWeißIch-Monster in meinem Kopf. Geliebt und da und was will man machen. Aber manchmal würde ich gerne nur so viel denken müssen wie eine Spitzmaus oder ein Grottenolm oder ein Wal. Oder meinetwegen sogar eine Kellerassel. Manchmal würde das vollkommen reichen.

2010-12-01

Kann mir irgendwer erklären, wie man einen Blog anfängt?

Ist ein bisschen wie in der Schule. Du sitzt da, sollst schreiben, willst ja eigentlich auch schreiben - aber da tut sich einfach nichts. Erektile Dysfunktion (ja, ich will diesen Begriff hier unbedingt reinprügeln) im Schriftlichen. Im Gegensatz zu dir ist die weiße Fläche, Papier oder Textfeld, völlig entspannt; erwartungsvoll seid ihr beide, was da letztlich bei rauskommen wird. (Das weiße Papier ist schon oft als "vorwurfsvoll" bezeichnet worden, aber warum so negativ?)

Blabla. Jetzt wollte ich eigentlich einen Blog anfangen und bewege mich erstmal schon ausschließlich in irgendwelchen Meta-Geschichten. Super.

Ein bisschen Struktur fänd ich jetzt nicht schlecht. Auch das hat man ja in der Schule gelernt: Zu Anfang des Vortrages kurz die Struktur klarmachen!

Also, meine Struktur in diesem Fall:
  1. Wer?
  2. Was?
  3. Und warum bitte?
Wer? Ich. IchIchIchIchIch. Maria, 19 Jahre, älteste von fünf Mädchen, seit 2008 Scheidungskind, jetzt gerade FSJ an einer Grundschule in Bremen und danach irgendwann bestimmt Lehramtstudentin, aber so weit will ich noch nicht gucken. Eher introvertiert, was ein bisschen konträr zum enormen Mitteilungsbedürfnis ist; daddy issues en masse; überhaupt vieles im Kopf, was da nervt und stört. You see: As everyone on the internet, I'm a really complex and very individual person.

Was? Irgendwas. Was da so aus dem Kopf rausgekrochen kommt. Geschichten vielleicht ab und an mal. Sachen aus dem Leben. Gedankengekrams. Komische Dinge, die ich schon immer mal irgendwem erzählen wollte.
Und, eine Sache, auf die ich mich auch schon sehr freue: Tweets. Irgendwann neulich guckte ich mir meine getwitterten Sachen an und dachte: Manches davon ist echt gut, schade, dass ich dazu nicht mehr sagen kann. Aber: kann ich ja! Mach ich halt einfach nen Blog, nur um das, was ich vorher fein säuberlich auf 140 Zeichen gesundgeschrumpft habe, nochmal lang und breit zu erzählen, die Geschichten und die Gefühle dazu irgendwem auszubreiten, den das eigentlich nichts angeht und den das vielleicht auch nicht interessiert. (Was mich dann wiederum nicht interessiert. Niemand muss bleiben, alle können gehen, Frauen und Kinder zuerst, direkt nach den Ratten. Der Kapitän geht mit seinem Schiff unter.)

Und warum bitte? Ja. Warum will ich jetzt eigentlich einen Blog anfangen? Wollt ich schon mal irgendwann. Und als Kind wollte ich lange Zeit unbedingt Autorin werden.
Wie jeder Mensch glaube ich, etwas zu sagen zu haben. Manche von uns haben damit Recht, manche (oder viele?) nicht. Ich werde nicht versuchen, herauszubekommen, welcher dieser Gruppen ich angehöre. Ich sag jetzt einfach was. Auch wenn ich ganz kritisch-objektiv diese vielen inneren Gründe dafür sehe. Ist egal. Es muss auch mal einfach losgehen und hiermit gehe ich jetzt los.


Reicht das jetzt?