Ich bin ein ungeduldiger Mensch. Und dennoch scheine ich es nicht komisch zu finden, dass ich immer nur abwarte dass alles besser wird, alles endlich in Gang kommt, das Leben losgeht oder so.
"She ain't running / She's walking a little slow / And she ain't crying - she's just singing a little low" - Rickie Lee Jones
2012-04-10
"I collect my moments into a correspondence with a mightier power" Regina Spektor
Spätabends noch einkaufen gehen, durch die kühle Nachtluft und das von Straßenlaternen erhellte Dorf. Die Ruhe.
Die Kassiererin im REWE, die dem alten Mann, der Spiritus kauft, lachend sagt, er solle nicht alles auf einmal trinken und gut verdünnen. Sie witzeln beide ein bisschen und wünschen sich dann ein schönes Wochenende.
Ein kleines Rascheln neben mir, auf der Straße, und da ist der Igel, dem ich auf meinem Heimweg begegne. Der Angst vor mir hat, obwohl er das gar nicht braucht. Das würde ich den Tieren gerne sagen: "Ich bin auf eurer Seite, auch wenn ich größer bin als ihr!", aber wenn ich spreche, haben sie vielleicht noch mehr Angst und überhaupt verstehen sie ja auch die Worte gar nicht. Er möchte über den Bürgersteig, also lasse ich ihm den Vortritt. Und passe noch auf, dass er in einem der Gärten verschwindet und hoffe, dass er nicht zu oft irgendwelche Straßen überquert.
Der Teenie-Junge, an dem ich vorbeigehe und der mein normales "ich habe Husten"-Räuspern als soziales, missbilligendes "Was machst du denn da?"-Räuspern missversteht und weil der Moment des Augenkontakts so kurz ist und er mich vorher, aus dem Augenwinkel, wahrscheinlich für älter gehalten hat, nickt er mir respektvoll zu, so wie man eindeutig älteren Personen respektvoll zunickt. Und ich muss innerhalb von einer Sekunde wahnsinnig breit grinsen, aber das sieht er leider nicht mehr, weil ich schon weitergegangen bin.
Morgens auf dem Weg zur Arbeit einen kugelrunden kleinen Vogel vor meinen Füßen über den Gehweg fliegen sehen und ihn kurz danach im Gebüsch sehen. Ein kugeliges Rotkehlchen, mit seiner wunderschönen orange-roten Brust. Wir gucken uns kurz an, wie ein kleiner Wer-zuerst-wegguckt-hat-verloren-Wettbewerb, den das Rotkehlchen übrigens verliert. Das fliegt es unter ein Auto, ein rotes. Und ich gehe weiter.
Beim Mittagessen im Praktikumskindergarten sitzt mir Y., einer der Drillinge (3 Jahre alt) gegenüber. Und amüsiert sich herrlich, wenn wir zur gleichen Zeit das gleiche tun, z.B. trinken oder die Gabel zum Mund führen, das Spiegelbildspiel halt. Und er kann zwar nicht wirklich sagen, worüber er gerade lacht, aber es ist herrlich. Und toll ist auch zu sehen, wie er schon versucht schwierigere Sachen nachzumachen, die er bei mir sieht, z.B. das Essen mit dem Messer auf die Gabel schieben, und wie er das erstaunlich gut hinbekommt für sein Alter.
2011-09-20
warum hat man im internet das gefühl, jeder zweite hätte auch nen psychoknacks, während man sich im rl damit immer noch wie ein alien fühlt?
weil wir doch im internet alle viel offener und ehrlicher miteinander sind.
wenn ich hier darüber twittere, dass ich bei meinem therapeuten war, liest das irgendwer, denkt sich minimal seinen teil und findet's vielleicht sogar noch wertvoll - ich krieg davon nicht viel mit.
wenn ich aber im gespräch nebenbei erwähne, dass ich ne therapie mache, kommt sofort neugier, vielleicht sogar unverständnis und nach einer kurzen erklärung manchmal auch mitleid auf. das sind reaktionen, die ich einfach "bäm! in die fresse" kriege von meinem gegenüber.
ich habe an sich kein problem damit, darüber zu reden, dass ich ne therapie mache, aber die beschriebene reaktion (die ich von internetmenschen nicht kriege, weil internet nicht so unmittelbar ist) ist schon etwas unangenehm. und wenn ich diese reaktion erstmal gehabt hab, will ich vielleicht auch nicht mehr unbedingt erklären, was genau das problem ist, was für fortschritte und erfahrungen ich gemacht hab. das hat dann wenig mit den menschen zu tun als mehr mit ihren reaktionen.
lange rede, kurzer sinn:
rl = unmittelbare reaktionen = weniger offenheit, weil ich gar nicht auf alles ne reaktion will, vor allem keine unmittelbare
internet = keine unmittelbaren reaktionen, vielleicht sogar gar keine oder welche, die sich leicht ignorieren lassen = mehr offenheit, weil "keiner guckt" (zumindest kommt dieses gefühl leicht auf)
2011-09-15
Neue Geschichten von meinem unterirdischen Humorniveau und mir.
Ein kleines bisschen Vorwissen: Ich bin habe eine Ausbildung zur Erzieherin angefangen, gehe also auf eine Fachschule. Und die ist in Bremen, wo derzeit Schüler auf die Straßen gehen, um gegen die Stundenkürzungen zu demonstrieren, die eines der vielen Übel sind, die mit den (vor allem finanziellen) Kürzungen im Bildungsbereich zusammenhängen. Soviel dazu.
Heute erzählte uns in der Schule ein Lehrer, wie man ja im Musikfachbereich gerade mal Geld habe, um neue Gitarrensaiten zu kaufen, aber nicht für neue Lehrmittel.
Ich hörte zu und sagte, mehr zu mir selbst: "Sad Story!" Woraufhin K., die neben mir saß, mich gespielt-empört wegen dieser - ihrer Auffassung nach - ironisch gemeinten Äußerung zurecht wies. Ich antwortete, mit einem für mich typisch unterirdischen Humorniveau: "Das war nicht ironisch! Ich mache zwar Witze über den Holocaust, aber doch nicht über die Bildungsmisere!"
[Anmerkung: Ja, Bildungsmisere ist der falsche Begriff, ich meinte eigentlich die prekäre Situation der Bildung, was die Finanzen angeht. Asche auf mein Haupt.]
Jedenfalls, darüber freute sich dann T., der zwei Plätze weiter saß: "Mensch Maria, was du wieder raushaust!"
Und dann wurde noch sehr über meine gestikulative Darstellung einer Hirnimplosion durch unterdrücktes Niesen, die irgendwie einem Selbstmord mit Schrotflinte glich, gelacht. Menschen, die über Kopfkinobilder mit "an der Schädelinnenseite herunterlaufendem Gehirn" o.ä. mitlachen, sind so wertvoll.
Das ist nett. Gemocht werden als der bescheuerte Mensch der man ist für eben diese Bescheuertheit ist so wahnsinnig nett.
(Ich weiß nicht, was ich vorher ohne das gemacht habe, weil ich dieses Gefühl eigentlich erst vor zwei bis drei Jahren bewusst wahrnahm. Und vorher war ich wahrscheinlich wirklich nicht mal halb so bekloppt wie ich sein wollte. Und wär ich es gewesen, hätte ein großer Teil der Leute, die mir damals wichtig waren, sich Sorgen gemacht. Was mich wiederum traurig gemacht hätte/ vielleicht sogar hat, weil dann ja eben diese Annahme der eigenen Bescheuertheiten durch andere fehlt.)
Blablabla.
2011-09-11
Ein kleines Ziel.
Bei all den schönen Bildern, die man überall so sieht, auf tumblr und auch sonst, nicht mehr denken "Das werde ich nie können". Sondern ausprobieren. Und wenn's Tusche ist. Egal. Ausprobieren. Und was dann dabei rauskommt ist mit Sicherheit keine Kopie des Originals und vielleicht nicht mal gut, aber es ist meins. Meins. Meine Version.
Kreativität beginnt damit, dass man sie überhaupt erstmal auslebt. Dass man losgeht und macht, ganz egal, ob es gut wird oder ist oder nicht. Und weitermacht, auch wenn's schlecht ist. Kreativität ist auch, sich nicht drum zu scheren, ob mir jemand für mein Geschaffenes Komplimente macht oder Geld zahlt oder nicht. Deshalb ist Kreativität ja auch frei und deshalb ist es so wichtig, dass sie frei ist. Weil das Urteil der anderen nicht ausschlaggebend ist.
Liebe Menschen da draußen, die eigentlich in ihrem Kopf kreative Ideen haben, sich aber nicht trauen, sie auszuleben, aus Angst, irgendwelchen Ansprüchen (vor allem den eigenen) nicht zu genügen:
Traut euch. Geht los. Macht. Auch die größten Künstler haben mal klein angefangen. Und: es muss ja nicht gut sein. Hauptsache, es auszuleben macht dich glücklich.
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don't give up, the beginning is always the hardest. |
2011-08-02
World's Most Dangerous Countries for Women
"Targeted violence against females, dismal healthcare and desperate poverty make Afghanistan the world's most dangerous country in which to be born a woman, with Congo a close second due to horrific levels of rape. Pakistan, India and Somalia ranked third, fourth and fifth, respectively, in the global survey of perceptions of threats ranging from domestic abuse and economic discrimination to female foeticide (the destruction of a fetus in the uterus), genital mutilation and acid attack."