2011-12-31

Ich fühl mich ja ein bisschen schlecht, weil ich im Gegensatz zu euch und überhaupt allen an 2011 nicht wirklich was auszusetzen habe.

Nein, das war gelogen. Ich fand 2011 super, es war das erste gute Jahr nach vier verfickten Scheißjahren, es geht mir erstmalig wirklich gut, ich hab das erste Mal Hoffnung und ich finde das toll.

Und bei aller Empathie, das allgegenwärtige Gemaule geht mir so auf den Zeiger. Ich fand 2011 super, steck ich das deswegen in jeden verfickten Scheißtweet, den ich jetzt vor Silvester schreibe? Nein, tu ich nicht. Kriegt euch mal ein, verflucht.

Das wird man ja wohl noch sagen dürfen. Danke für Ihre Aufmerksamkeit.

2011-12-28

Weil's zu Weihnachten passt, aber auch, weil ich es erst entdeckt hab: Das mit den Geschenken.

Noch eine Ergänzung zum "Dinge, die ich bin"-Katalog. Wie eigentlich alles in diesem Blog noch etwas, wonach niemand gefragt hat. Wie eigentlich alles in diesem Blog noch etwas, wo mich das mal wieder nicht kümmert. Das hier ist das Internet, hier dürfen noch ganz andere Menschen ihre noch viel qualitativ minderwertigeren – HA ICH HAB'S GESCHRIEBEN IN ALLER MIR MÖGLICHEN ARROGANZ MANNOMANN – Meinungen und Gedanken reinschreiben, da muss nicht ausgerechnet ich mich zurückhalten.


Also, das mit den Geschenken.
Etwas, das ich dieses Jahr für mich festgestellt habe: Ich bin kein Geschenkideen-Mensch und ich stelle in Zukunft auch nicht mehr den Anspruch an mich, einer zu sein oder mich zu bemühen und einer zu werden.
Kennt ihr diese Geschenkideen-Menschen? Die Leute, die dir sagen "ich hab ein Geschenk für dich, da wirst du dich freuen" und dann haben sie auch noch Recht und ja, vielleicht oder sogar wahrscheinlich ist es kein Geschenk, dass auf deinem Amazon-Wunschzettel stand, aber du denkst trotzdem "Cool! Nach sowas hatte ich ja in letzter Zeit geguckt!" und, jedenfalls, du freust dich, ehrlich, und sie hatten Recht? Meine beste Freundin ist so ein Mensch. Ihr fallen irgendwelche originellen Dinge ein und hinterher gibt es ein Geschenk, an dem ich wirklich Freude habe und das teilweise noch Jahre später Bedeutung für mich hat.


Ich bin nicht so ein Mensch. Und das hat mich bisher geärgert. Ich wollte so ein Mensch sein, eine/r, der auf Ideen kommt, eine/r, bei dem/der andere denken "der/die hat andere Menschen und ihre Wünsche so gut im Kopf, dass er/sie gute Geschenke machen kann". Ich hab gedacht, dass ich nicht so einer bin, lässt Leute denken, ich würde mir nicht Gedanken über sie machen und sie nicht gut kennen.


Aber: Dieses Jahr hab ich das anders gemacht. Dieses Jahr habe ich meine "Keine Vermutungen!"-Agenda ge…dingst, was man halt mit so ner Agenda so macht, starten vielleicht? Jedenfalls. Ich kann über einen Menschen und seine Persönlichkeit, Vorlieben, Bedürfnisse, Issues Bescheid wissen und trotzdem nicht den Inhalt seines Amazon - ach, screw Amazon, seines inneren Wunschzettels wissen. Und das ist nicht schlimm. Ich kann einfach fragen. Ich kann einfach fragen: "Was wünscht du dir? Was steht auf deinem inneren oder auch deinem Amazon-Wunschzettel? Und kann ich dir etwas davon schenken, etwas, das du dir wünscht und bislang noch nicht gekauft hast und über das du dich freuen würdest, eben weil du es dir wünscht?" Ich kann das einfach fragen und dann können Leute mir das sagen und dann muss ich mir keine Geschenkideen, die mir einfach nicht so leicht fallen wie anderen, aus den Rippen schnitzen und andere müssen nicht so tun, als würden sie sich über mein Geschenk freuen, wenn sie das nicht wirklich tun.
Und wer sich dann denkt: "Uh, Maria kann mir keine Überraschung machen, die kennt mich ja gar nicht richtig, die macht sich ja gar keine Gedanken, wer ich bin", also, für den tut's mir echt leid, der kann mir die Füße küssen und den Buckel runterrutschen, denn das stimmt nun wirklich nicht und das wird mir nicht gerecht und wer so eine Feststellung, ich würde mich nicht bemühen, an so einer blöden Sitte wie Geschenken festmacht, der kann auch gleich wegbleiben. SO ist das nämlich.


Fazit: Ich bin kein Geschenkideen-Mensch. Und wie bei vielen anderen Dingen, die ich nicht bin, ist das überhaupt nicht schlimm, denn wie bei diesen Dingen auch bin ich dafür etwas anderes, in diesem Fall ein nach-Möglichkeit-Wünsche-erfüll-Mensch. Andere Menschen können gerne Geschenkideen-Menschen sein, das ist völlig in Ordnung, wenn ihnen das liegt, aber ich bin keiner und das ist auch in Ordnung. Ich bin auch in Ordnung. So einfach ist das. Ich bin auch in Ordnung.


Bitteschön, ihr habt nicht gefragt, ich hab trotzdem erzählt und wenn jetzt jemand da sitzt und sich ärgert, auf das Lesen dieses Textes Zeit verschwendet zu haben, dann: Tata, ich habe gewonnen.


Mein innerer Idealist möchte aber noch unbedingt hinzufügen, dass er die Hoffnung hat, dass dieser Text irgendwem, der ihn liest, weiterhilft, sich selbst zu mögen und anzunehmen.


Der Umstand, dass mein innerer Idealist mich solche Sachen schreiben lässt, ist auch der Grund, warum er so tief in mir begraben ist und mehr auf die Fresse bekommt als andere meiner Anteile.


Vielen Dank für Ihre zu meinem Vergnügen strapazierte Aufmerksamkeit.

Der "Dinge, die ich bin"-Katalog. (Habe diesen Artikel seit fast einem Jahr nicht gepostet, obwohl schon ein Label dazu existiert. Hmpf.)

Hier wird der bislang imaginäre "Dinge, die ich bin"-Katalog endlich mal ein bisschen greifbarer - weil ich es mag, mir Sachen vor Augen zu halten.


Also, ich bin:


Zustandsmensch. - Weil ich mich ganz leicht hineinfinde, aber nur schwer wieder hinaus. Ich gewöhne mich an eine Sache und natürlich weiß ich rational um die Unumstößlichkeit der Veränderung. Aber rein emotional rechne ich damit, dass sich diese Sache, dieser Zustand, die Situation, nie wieder ändert. (Das führte dazu, dass ich lange Zeit vor Reisen wahnsinnig angespannt war - als würde ich nie wieder zurück kommen. Inzwischen geht es.)
Also: ich vergesse, dass Dinge, die mir Angst machen, vorbeigehen werden und irgendwann alles besser werden wird. Aber ich vergesse auch, dass Dinge, die schön sind, Spaß machen, mit denen ich mich wohl fühle, nicht für ewig bleiben. Ich muss mir das immer wieder ins Gedächtnis rufen. Ich weiß nicht, ob das meine Eigenart ist oder ob das bei allen Menschen so ist - ich finde es jedenfalls etwas anstrengend. Und komisch. Sollten wir nicht wissen, dass jeder Tag eine eigene Kurzgeschichte ist? Sollte ich das nicht wissen?


Kommunikationsmensch - ich kann nicht gut mit Menschen, die nicht kommunizieren. Ja, ich überlege mir die ganze Zeit, was es mit wem macht, wenn ich was tue. Aber ich habe keine Lust, nach diesen Vermutungen und Gefühlen auch zu handeln. Und deshalb erwarte ich, dass mir gesagt wird, was Sache ist. Knobeln könnte ich, aber ich will es nicht. Weil ich das nicht für faire und gute Kommunikation halte.


Empathie oder Einfühlungsvermögen oder so ne Scheiße. - Kann ich gut, ja. Klingt scheiße und pathetisch, ist aber so. Ich kann mich super in andere hineinversetzen. Ich fange, wenn ich Filme alleine gucke, an den unsinnigsten Stellen an zu weinen (haha, was für ein originelles Beispiel, passt aber trotzdem, lass ich so, basta). Aber im realen Leben, mit realen Menschen gilt trotzdem: Ich habe - wie oben erwähnt - keine Möge zum Rätselraten. Und sowohl Empathie als auch Sympathie gehen mir flöten, wenn sie eingefordert werden.
Hinzu kommt, dass ich auch einfach wahnsinnig gehemmt bin und mir wahnsinnig nervtötend vorkomme, sobald ich auch nur minimal in die Privatsphäre, oder was ich als diese wahrzunehmen meine, anderer Menschen eindringe.


Ich bin nicht Florence Nightingale (keine Lust, rumzulaufen und Tränchen abzuwischen, möglichst bevor derjenige merkt, dass er/sie weint) und nicht Muhammad Ali (keine harten Bandagen, aber etwas weniger Angefasstheit wäre schön).


Ich bin eine eigene Person. - Samthandschuhe sind nicht meins, waren sie noch nie.

2011-12-21

Diese Scheiße mit den Bindungstypen raubt mir den letzten Nerv.

"Ich konnte die Hausaufgabe leider nicht machen, weil ich von dem zu bearbeitenden Text zu sehr weinen musste." Harrrharrrharrr.


"Je nach Interaktion zwischen Bindungsperson und Kind können verschiedene Hauptbindungsmuster entstehen. Jedes dieser Muster stellt eine an die Lebensbedingungen angepasste Verhaltensstrategie des Kindes und keine Bindungsstörung dar." Na dann.


"Das sicher gebundene Kind kann seine Gefühle zeigen (…).
Kinder, die ihre Gefühle in Stresssituationen nicht offen ausdrücken (…) werden dem unsicher-vermeidenden Bindungsmuster zugeordnet. Ihre Bindungspersonen sind häufig nicht sehr feinfühlig und stehen demnach auch nicht als sichere Basis zu Verfügung. Die Kinder entwickeln eine Vermeidungsstrategie: Sie suchen die Nähe ihrer Bindungsperson gar nicht erst, da sie von ihr keine Auflösung ihrer negativen Gefühle erwarten. Die unbewussten Arbeitsmodelle unsicher-vermeidend gebundener Kinder bilden die Bindungsperson als nicht unterstützend und sich selbst als zurückgewiesen ab. Auf diese Weise entwickeln sie ein eher negatives Selbstbild, unterdrücken ihre Gefühle und kontrollieren sich in hohem Maße selbst. Diese Kinder wirken oft besonders selbstständig und unbelastet. Jüngere Studien haben jedoch gezeigt, dass sie in den ersten Tagen in einer Einrichtung mindestens eben so stark unter Stress stehen wie sicher gebundene Kinder."


"Inneres Arbeitsmodell des Kindes beim unsicher-vermeidenden Bindungstypen:
- Andere Menschen sind unerreichbar und abweisend.
- Ich muss mich schützen.
- Wenn ich meine Bedürfnisse verleugne, werde ich nicht zurückgewiesen.
- Wenn ich mich um andere kümmere und meine eigenen Bedürfnisse verleugne, werde ich geliebt."


Pädagogische Texte lesen und in den Beschreibungen des kindlichen Verhaltens des eigenen, inzwischen 20-jährigen Ichs wiederfinden, immer wieder. Die ganzen Macken und Mechanismen, die ich für mich teilweise erst lerne, zu benennen und zu formulieren, einfach so auf Papier, als trockene Beschreibung, einfach so. Bums. Deal with it.


Ich möchte das nicht.


Vorhin dachte ich mir: "Hey, hätte ich nicht schon vor knapp nem Jahr die Therapie angefangen, hätte ich wahrscheinlich schon keine Lust mehr auf diese ganze Scheiße und die pädagogische Ausbildung einfach abgebrochen." Ha. Wahrscheinlich trotzdem nicht, aber der Unterschied wäre gravierend.


"Ja, das mit der Hausaufgabe hab ich nicht hinbekommen, ich hab's leider nur noch geschafft, meine Gefühle in einen Blogtext zu packen. Ha!"