2014-09-23

kaputtschreiben, was mich kaputt ängstigt – ein Versuch.

Content Note: Zeug über Intelligenz. Häufige Verwendung des Wortes "dumm" – und leider in der abwertenden Bedeutung. Gegen mich selbst, but still.


Ich bin nicht dumm und muss keine Angst haben, dass ich zu dumm sein könnte. Weiß ich, fühlt sich aber trotzdem nicht so an. Meh. Wenn ich lese und stocke wegen Verständnis, weil das Satzgerüst zu umfangreich geworden ist und ich es nicht auf Anhieb nachvollziehen kann, die unverstanden Fremdworte sich auftürmen – es dauert nur Sekunden bis folgendes eintritt: Du verstehst das nicht, weil du es nicht verstehen kannst, weil du (zu) dumm bist. Und selbst wenn du dich bemühst, pointless, sinnlos.


I'm afraid that I'm stupid.
I'm afraid that I'm permanently blocked from accessing the potential I'm supposed to have – somewhere.
I'm afraid that my intelligence is and always has been a lie, or, even worse, a fraud, and that I'm just about to discover that.

(Ich hab Angst, dass ich dumm sein könnte.
Ich hab Angst, dass ich dauerhaft blockiert bin und deshalb das Potenzial, dass ich angeblich irgendwo haben soll, nicht nutzen kann.
Ich hab Angst, dass meine Intelligenz eine Lüge ist und schon immer war, oder schlimmer, ein Betrug, und dass ich in Kürze genau das herausfinden werde.)

[Hintergrund: Für's Studium Texte lesen, zur Zeit gerade Simmel, und IT'S SO HARD. Das ist unerwartet, und das führt zu Angstsituationen, und das führt zu Angstgedanken die Amok laufen und ein aufmerksames Lesen und hoffentlich Verstehen des Textes unmöglich machen. Also: Angst aufschreiben, damit sie den Kopf verlässt – und/oder klar wird, wie blöd und unsinnig sie ist. Hat geholfen, 15/10, mach ich wieder.]

2014-02-06

Ein Rotkehlchen saß im Baum vor meinem Fenster und hatte keine Ahnung, was es damit auslöste.

Rezept für ein außergewöhnliches Heulerlebnis

Menge: reicht für fünf Personen, ist aber nur für eine gedacht

Eins nehme eine eigentlich in Ordnung seiende Ausgangssituation, ein paar nicht mehr wirklich unterschwellige Unzufriedenheiten, einen Tränensee mit zu hohem Wasserspiegel, ein Hausboot-Gemüt, einen Februartag mit zu wenig Sonne – und ein Rotkehlchen.

Und dann hat eins in nullkommanix dieses Dasitzen und "ZEUG IST SO ANSTRENGEND WARUM NUR"-Denken, guckt aus dem Fenster, sieht das Rotkehlchen im Baum an irgendeinem Ast rumzupfen und – warum kann ich nicht auch ein Rotkehlchen sein? Wie viel leichter das wäre. Kein Leben, dass eins nach gewissen Vorstellungen ausgerichtet führen sollte, aber sich nicht dazu in der Lage fühlt. Keine Gefühle und Gedanken, die mir zu kompliziert sind und für die ich keine Lösung hab. Wahrscheinlich kein Problem von zu wenig körperlicher Nähe von Artgenossen und mit Sicherheit kein Problem, das zu beheben, auf bedürfnisorientierte Art und Weise. Ein Rotkehlchen würde sich niemals denken, dass es eine andere Person nicht nach einer Umarmung oder kuscheln fragen kann, weil eins einander noch nicht jahrelang kennt. Ein Rotkehlchen würde nicht vor der Frage "Wie lerne ich Leute kennen und wie zur Hölle interagiere ich mit ihnen??" stehen, weil, nein, einfach nein, ein Rotkehlchen denkt nicht drüber nach, was es tun könnte – es tut. Es zupft an dem Ast rum ohne seine eigenen Motive zu hinterfragen oder sich zu ärgern, dass es an einem Ast rumzupfen muss um im Leben weiterzukommen.

Nach diesem kurzen Zubereitungsprozess, der maximal 2 Minuten dauert, kann eins das außergewöhnliche Heulergebnis genießen. Es empfiehlt sich, noch eine Prise "Ich kann nicht laut und von Herzen weinen, wenn jemand im Zimmer nebenan ist, und durch's Kopfkissen kann ich nicht atmen WARUM MUSS DENN SELBST KLEINSCHEISZ SO SCHWER SEIN" hinzuzufügen.

Ich wär lieber ein Rotkehlchen.


(Danach dann: Zum Rauchen in der Küche sitzen, und plötzlich kommen Menschen, die ich teils halbwegs kenne, rein. Eins interagiert mit ihnen so vor sich hin und sie fragen "Bist du okay?" und ich sage "Ja" und noch irgendwas belangloses und sie fragen "Willst du nicht mitkommen?" und ich sage "Hm, es ist ganz schön kalt" und sage nicht, dass viel schlimmer als die Kälte der Umstand ist, dass ich von Traurigkeit ganz erschöpft bin heute, und ich würde so gerne mit noch nicht so vertrauten, aber toll scheinenden Menschen Zeug machen, aber ich bin so müde und es ist so anstrengend. Alles.)
(Sie kommen später nochmal wieder, hoffentlich bin ich dann nicht mehr so erschöpft. Weil, ich würde schon gerne.)

Ein Zitat von Regina Spektor, zum Abschluss:

»Somedays aren't yours at all,
They come and go
As if they're someone else's days
They come and leave you behind someone else's face
And it's harsher than yours
And colder than yours

They come in all quiet
Sweep up and then they leave
And you don't hear a single floor board creak
They're so much stronger
Than the friends you try to keep
By your side«