2010-12-29

"Ich bin müde in meinem Kopf."

Das ist der Satz, über den ich in letzter Zeit (= seit Monaten) am meisten den Einstieg zu mir finde. Wenn ich mich entspanne und mich frage, wie's mir geht, dann kommt meist das: "Ich bin müde in meinem Kopf." Wenn ich irgendwann runterspringe von dem Gedankenkarussell, weil mir schwindelig ist und mein Magen weh tut, dann kommt das: "Ich bin müde in meinem Kopf."

Und ja, ich schlafe oft genug mit Sicherheit zu wenig - jetzt gerade nicht, weil ich Urlaub habe, aber dafür umso mehr, wenn ich arbeite. Aber das ist irgendwie noch mehr. Das alles, was da in meinem Kopf rumrennt - das macht mich müde. Ich versuche ja gar nicht immer, mitzurennen. Aber schon das Zugucken ist Erschöpfung. Denken, denken, denken. Und ich will gar nicht mehr mit. Nicht immer und nicht überall hin. Ich will, dass da oben einfach auch mal Pause ist.

So viele Ebenen zum Mitbedenken.
Hunderttausend Fragen, die man nicht stellen kann - obwohl ich doch schon mehr Ehrlichkeit, Transparenz, Authenzität in meinem Leben habe als manch anderer! Aber manche Fragen kannst du nicht stellen, wenn du Ehrlichkeit willst. Weil Ehrlichkeit und Sympathie irgendwann anfangen, sich alles um die Ohren zu hauen.

Und wenn du Leute bittest, ehrlich zu sein, weil sie dich mögen, können sie das manchmal nicht, weil sie dich mögen. Weil Sympathie manche Wahrheiten nicht übersteht. Liebe schafft das vielleicht, wer weiß. Aber Sympathie zieht den kürzeren, wenn man erstmal weit genug gegangen ist. Das ist scheiße, weil ich in meinem Kopf nicht aufhöre zu fragen.

Ich frage und frage und frage und frage und frage und frage und frage und

und ich könnte Leute fragen, aber dann würde ich sie in die Ecke drängen. Und ich würde Antworten bekommen, die ich gar nicht will. Denn ich habe ja Vorstellungen, welche Leute mir bitteschön was antworten sollen - das werden sie aber nicht tun, weil ich ja will, dass sie ehrlich sind. Und so würde das Fragen meine Einsamkeit nicht bessern, sondern verstärken. Und am Ende wären alle traurig, weil die einen zu viel gesagt und die anderen zu weit gefragt haben.

Ein bisschen habe ich Angst, dass aus dieser Müdigkeit irgendwann wieder mehr werden könnte, irgendwas Todessehnsüchtiges, das alte Monster. Momentan sieht es nicht danach aus. Aber manchmal will ich so sehr meine Ruhe haben. Von allem und allen und vor allem von mir.
                                                                                                                                              
Und ja, das hier ist nur irgendein "raus aus meinem Kopf und irgendwo anders hin damit, aber raus aus meinem Kopf!"-Zusammenschrieb. Und ja, ich kenne Leute, die bei so etwas denken "komm mal klar, mach dir keinen Kopf" und ich kenne Leute, die bei so etwas denken "da bist du erst? warte mal, bis du weiter kommst!" - es ist mir egal. Es ist mein Kopf, der platzt, MEINER. Es sind meine Gedanken, in denen kein Platz mehr ist für eure Gedanken. Es ist meine Meinung, die Atemnot hat, weil eure Meinungen unbedingt alle mit auf die Party wollen.

Ich mag nicht mehr. Ich mag nicht mehr vorrausdenken. Ich mag nicht mehr überanalysieren, jetzt gerade nicht und auch sonst oft genug nicht. "Ja" zu den geliebten Gedankenwelten, "ja" zum geliebten, verkuschelten WasWeißIch-Monster in meinem Kopf. Geliebt und da und was will man machen. Aber manchmal würde ich gerne nur so viel denken müssen wie eine Spitzmaus oder ein Grottenolm oder ein Wal. Oder meinetwegen sogar eine Kellerassel. Manchmal würde das vollkommen reichen.

3 Kommentare:

Wir alle dürfen reden, ohne das es irgendwen interessieren muss und ja, du hier auch.