eine unbeschwerte pubertät, in der man auch mal einfach nur restlos dumm ist, ohne sich nen kopf über die welt und sich selbst und überhaupt alles zu machen. ich hatte insgesamt spaß und ich hab auch dummes gemacht, aber ich hab auch viel viel viel rumgedacht, oft ohne darüber zu reden, und das finde ich heute schade. wenn es meinen kindern irgendwann so geht, möchte ich für sie da sein, bevor sie sch das hirn zermartern.
eine unbeschwerte kindheit, in der man sich keine sorgen um die finanzen der familie macht, in der man auch mal wichtig ist oder zumindest fühlen kann, dass man wichtig ist, hab ich meiner meinung nach auch verpasst. und ich weiß, dass meine wahrnehmung anderen, z.b. meiner mutter, weh tut, weil sie mich liebt und ich ihr wichtig bin und war und das tut mir leid, aber das ändert nichts daran, dass ich das alles rückblickend immer noch sehen kann und immer noch weiß, dass ich mich mehr als einmal gefragt habe, ob ich adoptiert bin und deshalb nicht in meine familie passe.
ich hab gedankenlosigkeit verpasst. werde ich immer. immer wieder.
ich hab das abi, das ich hätte leisten und haben können, verpasst. für immer.
ich hab menschen und denkwürdiges und zeit verpasst.
Ich bin ein ungeduldiger Mensch. Und dennoch scheine ich es nicht komisch zu finden, dass ich immer nur abwarte dass alles besser wird, alles endlich in Gang kommt, das Leben losgeht oder so.
"She ain't running / She's walking a little slow / And she ain't crying - she's just singing a little low" - Rickie Lee Jones
2011-08-30
Was hast du verpasst?
Fast alles, nein, eigentlich alles-alles, was du geschrieben hast, trifft ebenso auf meinen Vater zu... Väter sind scheiße. Das ist jetzt zwar keine Frage, aber... es tut mir leid für uns.
schon irgendwie.
und was auch tragisch ist: es stimmt gar nicht. väter sind nicht scheiße. es gibt gute väter und ich sehe sie immer wieder und auch nach jahren lässt mich das immer wieder mit offenem mund da stehen und staunen, wenn ich sehe, was für gute väter manche männer sind. es ist nur nie meiner. nie mein vater. nein, ausgerechnet meiner muss ein versagerexemplar par excellence (wie auch immer das geschrieben wird) sein und das stört mich wirklich sehr, das kotzt mich an. das führt dazu, dass ich sogar auf fremde, offensichtlich awesome seiende väter mit kind im tragetuch im bus sauer sein kann. "du bist ein toller vater, aber nicht meiner. folglich bist du scheiße. geh weg." irrationaler kackmist.
2011-08-25
Was hat dein Vater getan, dass du ihn so konsequent für so viele deiner Probleme verantwortlich machst?
und er hat auch nicht wirklich schlimme dinge getan, bei denen man betroffen schweigt und nicht weiß was man sagen soll.
aber er war kein guter vater. er war ein desinteressierter vater, bei dem seine eigenen interessen und bedürfnisse immer vor denen aller anderen kommen. eine befreundete ärztin hat da mal eine narzisstische persönlichkeitsstörung vermutet, aber das ist nie irgendwie psychologisch festgestellt worden.
ich habe viele lustige erinnerungen an meine kindheit, die mit meinem vater verbunden sind. wir haben rumgealbert, witze gemacht, uns immer gut verstanden, schon als ich sehr klein war. ich war seine lieblingstochter. wir haben beide ein großes allgemeinwissen, man hatte eine intellektuelle ebene, das war nett.
aber: man wird älter und man schnallt mehr und man sieht dinge, die man vorher nicht gesehen hat. und was ich irgendwann sah, war, wie dumm mein vater teilweise ist. nicht dumm, was intelligenz angeht. sondern dumm, was wirkliches nachdenken angeht. wie dumm er handelte. wie dumm er diskutierte. dass meine meinung an seine sowieso nie heranreichen konnte, weil seine meinung die wahrheit war und nichts als die wahrheit.
mein vater sieht bis heute nicht, dass ich eine person bin, die eine eigene meinung hat und eigenständig denken kann. er liebt mich zwar, aber auf eine art, mit der ich nichts anfangen kann, weil diese liebe aus meiner sicht - genau so wie er und seine wahrnehmung der realität - krank ist. wenn jemand mich liebt, mich aber nicht als person wahrnimmt - sorry, das finde ich scheiße.
hinzu kommt, dass mein vater einfach nie da war und meine mutter mehr oder weniger fünf kinder alleine groß gezogen hat, was stressig und anstrengend war und sie an den rand ihrer kräfte gebracht hat, was auch für uns kinder auswirkungen hatte. er hat sich nicht darum gekümmert, einen job zu bekommen und geld zu verdienen, für seine große familie. das wenige geld, das wir hatten, ging eher für ihn drauf als für die ganze familie. man hätte damit wirtschaften können, aber weil er das nicht konnte, war das geld immer knapp, man konnte sich vieles schlichtweg nicht leisten.
der ganze scheiß in der ehe meiner eltern, der sich natürlich auch auf uns als ganze familie auswirkte, lässt sich zu großen teilen oder sogar insgesamt darauf zurückführen, dass mein vater nie erwachsen geworden ist. nie wirklich verantwortung übernommen hat. immer in erster linie für sich sorgt. und dann für sich. und dann für sich. dann für sich selbst, dann für sich, und irgendwo ganz am ende der schlange stehen dann vielleicht auch mal die anderen.
mein vater war und ist immer noch ein schlechter vater, weil er schlicht und ergreifend keiner war und ist. ich habe einen vater und habe keinen vater. das ist scheiße.
2011-08-23
Liebes inneres Kind.
Wie schnell ich das vergesse. Wie oft ich das nicht bin. Ich scheitere, bin dann scheiße zu mir und mache es damit noch schmerzhafter.
Und dann sitze ich da und weiß um Himmels willen nicht, warum es mir so dreckig geht und nach Stunden fällt es mir ein: Ach ja.
Ach ja, Maria. Wie würde es einem Kind gehen, wenn du es für sein Scheitern fertig machst? Und was machst du mit dir? Und wie geht es dir?
Und während ich im Schneckentempo zu derartigen Erkenntnissen komme, sitzt mein inneres Kind in der Ecke und weint sich die Augen aus.
Liebes inneres Kind, ich bin so gemein zu dir und tue dir weh und es tut mir entsetzlich leid. Bitte vergib mir.
(Ich bekomme Termine nicht auf die Reihe, erledige nicht, was ich erledigen wollte/sollte, tätige Anrufe nicht, wenn ich sie tätigen sollte. Und ich stehe da und scheitere und gucke mir dabei zu und schimpfe. Der starke, erwachsene Teil schimpft entsetzlich mit dem schwachen Teil von mir. Dem Kind-Teil. Ich schimpfe entsetzlich mit mir, bin wahnsinnig wütend und enttäuscht. Von mir. Ich schimpfe und tobe und haue meinen Kopf und fühle mich völlig im Recht, ich habe das verdient, ich baue nur Scheiße.
Aber schließlich dann fällt mir auf, wie falsch das ist. Ich muss die Perspektive wechseln, ich muss projizieren, um es zu merken, aber es fällt mir auf. Inzwischen. Endlich.
Und dann fühle ich mich schuldig. Der starke Teil merkt, wie falsch das ist und fühlt sich schrecklich. Dieses Gefühl wird stärker bewusst, mit jedem Mal.
Was ich hinbekommen muss, ist nicht, mich auf die Seite des schwachen Teils zu stellen und den starken Teil auszuschimpfen. Denn dann wäre ich ja wieder gegen mich. Nein, ich muss den starken Teil dazu bringen, dem schwachen Teil zu helfen. Sie sollen nicht gegeneinander, sondern miteinander sein. Ich will nicht gegen mich selbst sein. Also bringe ich die beiden unter einen Hut, so gut es geht. Und es klappt zunehmend besser, glaube ich sagen zu können.)
Hallo Maria, denk dran: Ein Scheitern ist selten bis nie der Weltuntergang.
2011-08-16
Der heutige Tag als Blogeintrag. Oder so.
Auf dem Weg zur Grundschule, im Bus. Mein Handy erinnerte mich daran, dass heute Madonnas Geburtstag ist/war, der 53., wenn ich mich recht entsinne. Kurz danach sah ich eine sehr anorektisch aussehende Joggerin. Sie war ganz mager und sehnig. So wie Madonna. Das hat mich kurz amüsiert, auf eine tragische, zynische und etwas resignierte Art und Weise. Erschreckend, sowas.
Später, immer noch im Bus, habe ich weiter vor mich hingedacht. Ich weiß noch genau, wo ich langgefahren bin während dieser Situation. Irgendwann war da eine Straße, die Metzer Straße hieß. Für einen Moment las ich "Metzler Straße". Und so kam es, dass ich an Jakob von Metzler dachte, das passiert mir hin und wieder. Jakob von Metzler wurde am 17. April 1991 geboren, ich am 8. Mai desselben Jahres. Nicht ganz ein Monat Unterschied. Jakob von Metzlers Eltern dachten ebenso wie meine Eltern auch, sie hätten ein Kind mit einer Zukunft bekommen. Sie dachten natürlich, dass dieses Kind sie zu Grabe tragen würde und nicht andersrum. Niemand glaubt, dass er sein Kind zu Grabe tragen muss, bis während der Schwangerschaft irgendwelche Probleme festgestellt werden. Ist das nicht der Fall, glaubt natürlich niemand, dass ausgerechnet sein/ihr gesund geborenes Kind nicht lange leben, sondern entführt und ermordet wird. Dass es einen eigenen Wikipedia-Artikel haben wird, in dem der Name seines Mörders verlinkt ist. Und dass der Name des Mörders ausgerechnet Magnus Gäfgen ist, Gäfgen, wie ein hässliches Kläffen, und dass dieser Mensch auf Bildern so aussieht, dass ich das Gefühl dazu nicht richtig benennen kann, beziehungsweise das hier gar nicht will, weil es nicht nett ist, Menschen als "eklig" zu bezeichnen. Und dass der Wikipedia-Artikel des Mörders länger ist als der des Opfers. Und dass darin unter anderem steht, dass der Mörder mit der Entführung seinen aufwendigen Lebensstil finanzieren wollte. Der gemeine Leser fühlt sich ganz besonders abgestoßen.
Wo ich dann im Bus gedanklich gerade bei ermordeten Kindern und ihren Familien war, dachte ich an Mirco, der kleine Junge, der dieses Jahr von einem 45-jährigen Familienvater ermordet wurde. Mirco kam aus einer christlichen Familie. Und nachdem Mirco gefunden und der Mörder gefasst wurde, hat seine Familie dem Mörder vergeben. Ziemlich schnell. Christliche Familien machen das so. Ist jedenfalls mein Eindruck. Zynisch, ich weiß. Aber ich komme ja selbst aus der christlichen Szene. Und immer, wenn ich das höre/lese/mitkriege, wie eine christliche Familie oder irgendein Christ dem Mörder seines Kindes/sonstigem Verwandten - wie gesagt, das kommt öfter vor - vergibt, will ich kotzen. Ein Aspekt ist sicher, dass ich selbst Schwierigkeiten habe mit Vergebung. Ein anderer Aspekt ist, dass ich den Menschen das einfach nicht wirklich abnehme. "Hey, du hast mein Kind ermordet, das ist blöd, aber ach komm, ich vergebe dir." Sorry, I'm not buying this. Und ich habe einfach generell die Sorge, dass da Dinge zu kurz kommen. Dass diese Menschen nicht wütend oder werden, sondern sich diese Wut verkneifen, weil sie glauben, es sei falsch, wenn sie den Mörder am liebsten umbringen wollen würden. Dass man sich gegenseitig überzeugt, dass man dem Mörder vergeben möchte, denn "was würde Jesus tun?" Ernsthaft? Das würde mich in dem Moment nicht die Bohne interessieren, außer wenn Jesus mein totes Kind wieder zum Leben erwecken würde.
Ich kenn doch diese komische Gehirnwelt. Wir müssen vergeben, Jesus würde das wollen. Nein, ich muss gar nichts, jedenfalls nicht sofort. Und Jesus nimmt's mir nicht übel, wenn ich erstmal noch ein paar Jahre nicht mit dem Verlust klarkomme.
Überhaupt: What's the point? Liebe Christenheit, denkt ihr, die anderen finden euch scheiße, also, mehr als ohnehin schon, wenn ihr Mördern nicht vergebt? Warum muss man nach nicht mal einem Monat kundtun, dass man dem Mörder übrigens vergeben hat? Das wirkt nicht cool und souverän und speziell christlich mitfühlend und nächstenliebend. Das hat einfach nur einen Beigeschmack von "bitte, sucht euch einen guten Therapeuten."
Ich habe seit heute morgen im Bus vor, die Gedanken dieses Tages, die für Tweets einfach etwas zu umfangreich waren, in einen Blogeintrag zu packen. Und jetzt ist das ein Blogpost über ermordete Kinder, hooray.
Ein tolles Happening des heutigen Tages war das mit Rasierklingen Klebereste von Fensterscheiben abkratzen. Jetzt sind meine Fingerkuppen etwas gefetzt und um meinen rechten Daumen und Zeigefinger sind fette Pflaster, die meine Motorik etwas einschränken. Toll. Originell. Sich mit links den Arsch abwischen ist ganz schön schwer.
Ich bin so müde. Vorhin habe ich tatsächlich Baldriantabletten gekauft, nachher werde ich welche nehmen. Das fühlt sich an wie ein Tiefpunkt. Weil… hallo. So sehr nicht einschlafen können, dass man irgendwelche Mittelchen nimmt. Aua. Vorhin telefonierte ich mit meiner Oma und klang so verdammt müde und leise wie nie. Das letzte Mal gut eingeschlafen bin ich am Sonntag Morgen um 7, volltrunken und etwas verheult. Das Sofa war scheiße unbequem, also schlief ich nicht gut, aber immerhin schlief ich gut ein. Ich möchte endlich mal wieder gut schlafen. Aber wenn ich mich abends in mein Bett lege, ist das kein Frieden und ich hab nicht dieses "mein Bett ist nett"-Gefühl, das sonst immer da ist, IMMER. Wo ist mein nettes Bettgefühl hin? Ich möchte nicht richtig darüber nachdenken, was für Gründe es für diese Entwicklung gibt. Vielleicht muss ich einfach endlich mein Zimmer aufräumen, in aufgeräumten Zimmern fühlt man sich wohler und schläft vielleicht auch wieder besser.
2011-08-02
World's Most Dangerous Countries for Women
"Targeted violence against females, dismal healthcare and desperate poverty make Afghanistan the world's most dangerous country in which to be born a woman, with Congo a close second due to horrific levels of rape. Pakistan, India and Somalia ranked third, fourth and fifth, respectively, in the global survey of perceptions of threats ranging from domestic abuse and economic discrimination to female foeticide (the destruction of a fetus in the uterus), genital mutilation and acid attack."